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… erzielt wurden. Dabei gab es durchaus Unterschiede zwischen den Ligen der verschiedenen Länder, die teilweise auch die Spielphilosophie eines Landes widerspiegeln. Mit 34 % erzielten Toren nach Umschaltsituationen lag dieser Wert in Deutschland besonders hoch, während in Portugal 56 % aller Tore nach kontrolliertem Offensivspiel erzielt wurden. Roland nahm speziell die Herausforderungen für den Torhüter beim schnellen Umschaltspiel des Gegners unter die Lupe und stellte die Frage, welche Schlussfolgerungen sich aus diesen Werten für das Torwarttraining ergeben.
Der schwierigste Part für den Torhüter ist nach Goriupps Meinung, den großen Raum zwischen der Abwehrkette und der Torlinie zu verteidigen. Genau auf diese Spielsituation ist der Torhüter meist schlecht vorbereitet, da diese Situation nur beim Spiel 11 gegen 11 über das Großfeld auftritt. Da im Trainingsalltag aber überwiegend Übungsformen auf kleinerem Spielfeld und in Kleingruppen stattfinden, wird der Torhüter kaum auf diese Anforderung vorbereitet. Die Folge für die Torhüter: Sie haben zu selten die Möglichkeit, zu dieser Spielsituation Erfahrung zu sammeln. Goriupp folgert daraus, dass immer wieder Spielformen ins Training eingebaut werden müssen, in denen exakt dieses Torwartverhalten gefordert ist.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus dieser Trainingspraxis für den zweiten und dritten Torhüter. Während der Stammtorhüter zumindest im Spielbetrieb einen hohen Lern- und Erfahrungswert beim Verteidigen des Raumes hat, fehlt den Torhütern ohne Spielersatz diese Erfahrung fast gänzlich. Dadurch werden sie in ihrem Leistungsvermögen mehr und mehr gegenüber dem Stammtorhüter abgehängt.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen des Weiteren, dass besonders im Jugendbereich viel mehr Tore nach Umschaltsituationen fallen. Im Jugendtraining sammeln die Torhüter sicherlich noch weniger Erfahrung in diesem Trainingsbereich und sind deshalb noch schlechter auf diese Spielsituation vorbereitet.
Ein Ergebnis machen diese Zahlen zusammengefasst deutlich: 73 % (also ¾) aller Tore werden aus der Zone zwischen Torlinie und Elfmeter erzielt. Doch was bedeuten diese Zahlen für das Torwartspiel? Welche Folgerungen ergeben sich daraus?
Berechnungen zeigen, dass ein Torhüter etwa 1,1 Sekunden von der Tormitte bis ganz unten rechts oder links vom Pfosten braucht. Er hat also wenig Zeit, so dass er Zeit durch ungünstiges Stellungsspiel herzschenken kann. Ganz im Gegenteil: Jedes Hundertstel hilft dem Torhüter, den Ball nicht über die Torlinie passieren zu lassen.
Ein Rechenmodell untermauert diese These. Mathematische Berechnungen zeigen, dass bei einem Schuss von knapp an der Strafraumgrenze mit nur 80 km/h eine Abwehrquote von 53 % besteht, während sich dieser Wert bei einem Vorrücken des Torhüters um 2-3 m auf 28 % verringert. Zweifellos wird durch das Vorrücken die Einschussfläche verringert, aber gleichzeitig eben auch die Reaktionszeit.
Roland Goriupps Fazit heißt deshalb: Wenn nicht die Möglichkeit besteht, in eine Blocknähe von 0 – 3 m zum Schützen zu kommen, ist es besser, die Distanz zu vergrößern, um Reaktionszeit zu gewinnen, wenn es dem Torhüter gleichzeitig technisch und koordinativ gelingt, rechtzeitig in die Balance zu kommen und aus der Grundstellung zu reagieren.