Diese Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, erklären Sie sich automatisch mit der Nutzung dieser Cookies einverstanden. close

Pascal Formann: Meine Philosophie

100 % Einstellung und Tempo auch im Training

Ein wichtiger Aspekt im Training ist für ihn zudem, dass das Tempo in den Abläufen und die Schärfe in den Schüssen der Spielsituation entspricht. Eine weitere Forderung: Training muss immer mit 100% Einstellung und Tempo durchgeführt werden. Nur so sei der Torhüter auf die Intensität im Spiel vorbereitet. Natürlich sei die Spielsituation mit viel Adrenalin und von der Belastung im Kopf noch einmal anders, aber für Formann sollte der Unterschied zwischen Training und Spiel möglichst gering sein. 

Abschließend ging er noch einmal die Bedeutung der richtigen Positionierung ein, denn über die richtige Positionierung halte man viele Bälle. Es sei z.B. in der 1gegen1-Situation entscheidend, ob der Torwart rausschiebe und im Niemandsland stehe, bei einem Schuss aus 16 m tiefer stehe oder bei einem Angriff von außen lieber näher zum Tor bleibe, statt sich in den Ball reinzuwerfen. Eine häufige Schwäche beim Verhalten des Torhüters sei die Ungeduld. Viele Torhüter wollen agieren, obwohl oft die richtige Position für das Lösen der Situation wichtiger wäre. Formann möchte seine Torhüter dazu bringen, geduldiger zu sein, ihre Position zu halten und über ihre Fähigkeiten den Ball abzuwehren. 

Im Anschluss daran gab Pascal Formann anhand eines Videos Einblicke in den Trainingsalltag der Keeper des VfL Wolfsburg. Er verdeutlichte, wie die Automatismen trainiert werden und wie fokussiert die Torhüter im Trainingsalltag sind. Für ihn ist wichtig, dass man am Anfang der Trainingseinheit Automatismen trainiert, damit der Torhüter Sicherheit in seiner Fangtechnik und seinen Bewegungsabläufen bekommt. Anschließend gestaltet er das Training komplexer mit Entscheidungsaufgaben, z.B. wann der Torhüter herauskommen, die Position halten oder eher fallen soll. Der Wolfsburger Torwarttrainer ist außerdem davon weggekommen, „heute etwas mit dem Tennisschläger, morgen mit einer Brille und übermorgen mit einem anderen Ball“ zu machen. Er konzentriere sich inzwischen eher auf die Basics und Automatismen, da die taktischen Elemente ins Training mit der Mannschaft integriert sind. Natürlich probiere auch er Neues aus, aber Zeitmangel und Druck in verschiedenen Phasen der Saison (Abstieg, internationaler Plätze usw,) verhinderten oft zu viel Experimentierfreudigkeit. 

Des Weiteren hält Formann für wichtig, dass der Torwarttrainer auf die Bedürfnisse der Torhüter eingeht. Koen Casteels (Wolfsburgs Stammtorhüter) z.B. sei ein Keeper, der die Woche über das Training fester Abläufe und Automatismen brauche und bevorzuge. Ersatzkeeper Pervan hingegen sei offen für jede Form des Trainings. Auch dürfe man nicht immer nur auf die Bedürfnisse der Nummer eins eingeben, sondern müsse auch die Entwicklung z.B. eines jungen Keepers berücksichtigen. Belastungssteuerung könne man bei der Übungsgestaltung oder der Wiederholungszahl im Auge halten.

Philosophie und Verhaltensregeln in der Zielverteidigung

Abschließend fasste Pascal Formann noch einmal auf die Grundprinzipien der Zielverteidigung beim VfL Wolfsburg zusammen. 

  • Richtige Position: 
  • Wann Bälle festhalten – ablenken – blocken?
  • Körperhaltung: 
  • Verhalten im 1 gegen 1
  • Wechsel von der Ziel- zur Raumverteidigung und umgekehrt 
  • Abstand zur Abwehrkette
  • Zusammenarbeit mit Mitspielern bei Schüssen oder 1gegen1-Situationen
  • Voraussetzungen, um in richtige Position zu kommen: schnelle Beinarbeit, schnell sein

Formann betonte, dass es in allen Bereichen nicht nur richtig oder falsch gäbe. Jeder Torwarttrainer habe einen anderen Ansatz und eine andere Spielphilosophie. Grundsätzlich sei aber wichtig, dass der Torhüter im Spiel ausführe, was für die Mannschaft hilfreich sei.

Abschließend verdeutlichte Pascal Formann an verschiedenen Videoclips von Szenen seines Teams aus der Bundesliga, was er von seinen Torhütern erwartet. 

In der daran anschließenden Fragestunde wurde noch ein wichtiges Verhaltensprinzip deutlich, das er seinen Keepern vermittelt. Statt unkontrolliert auf den Schützen zuzustürzen, plädiert der „Wölfe“-Torwarttrainer für ein geduldiges Verhalten und eine tiefere Position des Torhüters, unabhängig von dessen Größe. „Bleib stehen und lass den Schützen überlegen“, lautet seine Forderung an die Schlussleute. Er ist davon überzeugt, dass ein Torhüter erfolgreicher agiert, wenn er die Verantwortung beim Schützen lässt und nur auf dessen Entscheidung reagiert. Wenn der Schütze dann die Situation gut löst, müsse man dies akzeptieren. 

Die Referenten